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Barrierefreiheit ist mehr als Kontrast – und betrifft auch dich

Veröffentlicht am 30. April 2025

Bild von Benny Schey

Benny Schey

Wenn Menschen das Wort Barrierefreiheit hören, denken viele an zwei Dinge: Rollstuhlrampen und hohe Farbkontraste.

Im digitalen Raum übersetzt sich das oft in: „Meine Website hat Schwarz auf Weiß – passt also."

Aber das ist ein Trugschluss. Denn echte Barrierefreiheit bedeutet viel mehr als Farbwahl. Es geht um Zugang. Und zwar für alle.

Und das betrifft nicht nur Menschen mit Behinderungen – sondern jeden, der irgendwann eingeschränkt ist: durch Müdigkeit, durch Technik, durch Umgebung.

Und jetzt wird es ernst: Ab dem 28. Juni 2025 ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) voll wirksam. Das heißt: Barrierefreiheit wird nicht mehr Kür, sondern Pflicht.

Was das BFSG wirklich bedeutet

Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) setzt die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act) um und macht Deutschland zu einem Vorreiter bei der digitalen Inklusion.

Die harten Fakten:

  • Websites und Online-Shops müssen ab dem 29. Juni 2025 barrierefrei gestaltet sein
  • Bei Nichteinhaltung drohen Bußgelder bis zu 100.000 Euro
  • Kleinstunternehmen (unter 10 Mitarbeiter und max. 2 Mio. € Umsatz) sind von Dienstleistungen ausgenommen
  • Das BFSG orientiert sich an den WCAG 2.1 Standards Level AA

Aber Achtung: Kleinstunternehmen, die Produkte verkaufen, fallen trotzdem unter das BFSG. Ein Online-Shop ist ein Produkt im Sinne des Gesetzes.

Wen betrifft das BFSG konkret?

Vollständig betroffen:

  • Alle Online-Shops und E-Commerce-Websites
  • Banken und Versicherungen
  • Dienstleister mit Online-Terminbuchung
  • Alle Unternehmen mit mehr als 10 Mitarbeitern oder über 2 Mio. € Umsatz

Teilweise betroffen:

  • Kleinstunternehmen (nur bei Produktverkauf)
  • Websites mit Kontaktformularen
  • Buchungsplattformen
  • Beratungs-Websites mit interaktiven Elementen

Nicht betroffen:

  • Reine Informationswebsites von Kleinstunternehmen ohne E-Commerce
  • Private Blogs ohne gewerblichen Charakter
  • Interne Firmen-Websites ohne Kundenkontakt

Was Barrierefreiheit wirklich bedeutet

Barrierefreiheit im Web (engl. Accessibility) heißt: Jede Person kann deine Inhalte wahrnehmen, verstehen und nutzen – unabhängig von Einschränkungen.

Das umfasst:

  • Seheinschränkungen (z. B. Farbenblindheit, Sehschwäche, Blindheit)
  • Hörbeeinträchtigungen
  • Motorische Einschränkungen
  • Kognitive Barrieren (z. B. durch Sprache, Lesekompetenz, Überforderung)
  • Technische Barrieren (langsames Netz, Screenreader, Tastaturnavigation)

Und nein – das ist kein Randthema. Laut WHO lebt weltweit etwa 1 von 5 Menschen mit einer Einschränkung. Und die Zahl wächst – durch Alter, Demografie, Digitalisierung.

Die unsichtbaren Barrieren

Viele Einschränkungen sind unsichtbar:

Temporäre Einschränkungen:

  • Müdigkeit nach einem langen Arbeitstag
  • Stress in wichtigen Entscheidungssituationen
  • Schlechte Internetverbindung im Zug
  • Gebrochener Arm (nur eine Hand verfügbar)
  • Helles Sonnenlicht auf dem Bildschirm

Situative Einschränkungen:

  • Lärm in der Umgebung (keine Töne hörbar)
  • Ablenkung durch Kinder oder Kollegen
  • Zeitdruck bei wichtigen Entscheidungen
  • Multitasking zwischen mehreren Aufgaben

Altersbedingte Veränderungen:

  • Verschlechterte Sehkraft ab 40+
  • Langsamere Reaktionszeiten
  • Weniger Erfahrung mit neuen Technologien
  • Tremor oder Arthritis

Das bedeutet: Jeder von uns ist irgendwann eingeschränkt. Barrierefreiheit hilft nicht nur Menschen mit Behinderungen – sie hilft uns allen.

Warum Kontrast nicht reicht

Natürlich ist guter Kontrast wichtig. Aber wenn du das als „Wir sind barrierefrei" verbuchst, verpasst du das Wesentliche.

Die WCAG 2.1 Standards im Detail

Die WCAG 2.1 (Web Content Accessibility Guidelines) basieren auf vier Grundprinzipien: Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit.

1. Wahrnehmbarkeit (Perceivable)

  • Alternativer Text für alle Bilder
  • Untertitel für Videos
  • Ausreichender Farbkontrast (4,5:1 für normalen Text, 3:1 für großen Text)
  • Verzicht auf reine Farbcodierung
  • Anpassbare Textgrößen (bis 200% ohne Informationsverlust)

2. Bedienbarkeit (Operable)

  • Vollständige Tastaturnavigation
  • Keine blinkenden Inhalte (Epilepsie-Gefahr)
  • Ausreichend Zeit für Interaktionen
  • Klare Fokus-Indikatoren
  • Sprunglinks zu Hauptinhalten

3. Verständlichkeit (Understandable)

  • Einfache, klare Sprache
  • Konsistente Navigation
  • Hilfreiche Fehlermeldungen
  • Vorhersagbare Funktionen
  • Erklärung von Fachbegriffen

4. Robustheit (Robust)

  • Semantisches HTML
  • Kompatibilität mit Hilfstechnologien
  • Zukunftssichere Programmierung
  • Standardkonforme Implementierung

Konkrete Beispiele für echte Barrierefreiheit

Statt: Nur hoher Kontrast Besser:

  • Informationen nicht nur durch Farbe vermitteln
  • Icons mit Text kombinieren
  • Klare Strukturierung durch Überschriften
  • Alternativer Text für alle Bilder

Statt: "Hier klicken" als Link-Text Besser:

  • "Download Produktkatalog PDF (2 MB)"
  • Links, die auch außerhalb des Kontexts verständlich sind
  • Beschreibung des Link-Ziels

Statt: Komplizierte Formulare ohne Hilfe Besser:

  • Klare Labels für jedes Eingabefeld
  • Hilfetext bei komplexen Feldern
  • Fehlermeldungen, die erklären, was zu tun ist
  • Pflichtfelder eindeutig markiert

Statt: Video ohne Untertitel Besser:

  • Untertitel für alle wichtigen Videos
  • Transkript zum Download
  • Audio-Beschreibung für visuelle Inhalte

Was du konkret tun kannst

1. Nutze echte HTML-Elemente

Schlecht:

<div onclick="submitForm()" class="button">
  Senden
</div>

Gut:

<button type="submit">
  Senden
</button>

Verwende <button>, <nav>, <header>, <main>, <section>, <form>, <label> … nicht nur <div> und <span>.

Warum das wichtig ist: Screenreader verstehen die Bedeutung von echten HTML-Elementen. Ein <button> wird automatisch als "Button" angekündigt, ein <div> ist nur ein namenloses Element.

2. Schreibe klar und strukturiert

Schlecht:

"Unsere innovative, cloudbasierte Ecosystem-Lösung revolutioniert die Customer Journey durch holistische, AI-powered User Experiences, die synergistische Touchpoints schaffen und nachhaltige Conversion-Optimierung ermöglichen."

Gut:

"Unsere Software hilft dir, mehr Kunden zu gewinnen. Sie analysiert, wie Besucher deine Website nutzen und zeigt dir, was du verbessern kannst."

Struktur-Regeln:

  • Maximal ein Gedanke pro Satz
  • Kurze Absätze (3-4 Sätze)
  • Klare Überschriften-Hierarchie (H1 → H2 → H3)
  • Aufzählungen für komplexe Informationen
  • Zusammenfassungen bei langen Texten

3. Prüfe deine Inhalte mit Screenreadern und Tastatur

Der Tastatur-Test:

  1. Schließe deine Maus weg
  2. Versuche, durch deine gesamte Website zu navigieren
  3. Nutze nur Tab, Enter, Pfeiltasten und Escape
  4. Kommst du überall hin? Siehst du, wo du bist?

Häufige Probleme:

  • Menüs, die nur mit der Maus funktionieren
  • Formulare ohne Tab-Reihenfolge
  • Buttons ohne sichtbaren Fokus
  • Inhalte, die nur durch Hover erscheinen

Schnell-Test mit kostenfreien Tools:

  • NVDA (Windows, kostenfrei): Screenreader zum Testen
  • VoiceOver (Mac): Bereits eingebaut (Cmd + F5)
  • WAVE: Browser-Erweiterung für schnelle Checks
  • axe DevTools: Browser-Erweiterung für Entwickler

4. Verzichte auf unnötige Animationen

Problematisch:

  • Autoplay-Videos mit Ton
  • Blinkende Werbebanner
  • Parallax-Scrolling ohne Abschaltoption
  • Animationen länger als 5 Sekunden
  • Überraschende Pop-ups

Besser:

  • Animationen nur bei Nutzer-Interaktion
  • Respektiere prefers-reduced-motion im CSS
  • Biete Pausieren-Button für bewegte Inhalte
  • Verwende subtile Übergänge statt drastische Effekte
@media (prefers-reduced-motion: reduce) {
  * {
    animation-duration: 0.01ms !important;
    animation-iteration-count: 1 !important;
    transition-duration: 0.01ms !important;
  }
}

5. Denk an Sprache als Zugang

Vereinfache komplexe Inhalte:

  • Erkläre Fachbegriffe beim ersten Auftreten
  • Verwende aktive statt passive Formulierungen
  • Strukturiere lange Texte mit Zwischenüberschriften
  • Biete Zusammenfassungen für komplexe Themen
  • Verwende Beispiele statt abstrakte Erklärungen

Beispiel: Statt: "Die Implementation unserer API erfolgt mittels REST-konformer Endpoints." Besser: "Unsere Schnittstelle (API) folgt gängigen Internet-Standards. Das macht die Einbindung in deine Software einfacher."

Die häufigsten BFSG-Fallen

1. "Wir haben ein Barrierefreiheits-Plugin"

Das Problem: Overlay-Tools wie accessiBe, AudioEye oder UserWay versprechen "1-Klick-Barrierefreiheit". Solche Plugin-Funktionen erfüllen oft nicht automatisch die Anforderungen an Verständlichkeit und sind selbst nicht barrierefrei.

Die Realität: Diese Tools können sogar zusätzliche Barrieren schaffen, weil sie gewohnte Funktionen für Nutzer mit assistierender Technik belegen.

Die Lösung: Echte Barrierefreiheit beginnt im Code und Design, nicht mit nachträglichen Overlays.

2. "Barrierefreiheit ist nur für Blinde"

Das Problem: Fokus nur auf Screenreader-Kompatibilität.

Die Realität: Die meisten Menschen mit Behinderungen nutzen keine Screenreader. Motorische, kognitive und temporäre Einschränkungen sind viel häufiger.

Beispiele anderer Einschränkungen:

  • Dyslexie: Braucht klare Schriften und Struktur
  • ADHS: Braucht wenig Ablenkung und klare Aufgabenstellung
  • Arthritis: Braucht große Klickbereiche und einfache Navigation
  • Migräne: Braucht reduzierte Helligkeit und wenig Bewegung

3. "Das ist zu teuer und aufwändig"

Das Problem: Barrierefreiheit wird als nachträglicher Kostenfaktor gesehen.

Die Realität: Barrierefreies Design von Anfang an kostet oft weniger als nachträgliche Anpassungen.

ROI-Betrachtung:

  • Größere Zielgruppe (20% der Bevölkerung)
  • Bessere SEO-Werte durch sauberen Code
  • Weniger Support-Anfragen durch klare UX
  • Zukunftssicherheit durch Standards-Konformität
  • Vermeidung von Bußgeldern und Abmahnungen

4. "Wir sind Kleinstunternehmen, betrifft uns nicht"

Vorsicht: Kleinstunternehmen sind nur bei reinen Dienstleistungen ausgenommen. Sobald du Produkte verkaufst (auch digital), fällst du unter das BFSG.

Grauzone Online-Shop: Ein Shop gilt als Produktverkauf, nicht als Dienstleistung. Die Ausnahme greift nicht.

Besser: Auch als Kleinstunternehmen von Anfang an barrierefrei arbeiten. Die Zielgruppe ist größer, als du denkst.

Warum das auch dich betrifft

Vielleicht denkst du: „Meine Zielgruppe braucht das nicht." Aber weißt du das wirklich?

Die versteckten 20%

Seheinschränkungen: 4,2% der Deutschen

  • Farbenblindheit: 8% der Männer, 0,5% der Frauen
  • Starke Kurz-/Weitsichtigkeit: 25% der Erwachsenen
  • Altersbedingte Makuladegeneration: 7% der über 65-Jährigen

Motorische Einschränkungen: 3,1% der Deutschen

  • Arthritis: 5% der Erwachsenen
  • Tremor: 2% der über 40-Jährigen
  • Temporäre Verletzungen: Jeder schon mal betroffen

Kognitive Besonderheiten: 2,8% der Deutschen

  • Dyslexie: 4-8% der Bevölkerung
  • ADHS: 5% der Erwachsenen
  • Autismus: 1% der Bevölkerung

Temporäre Situationen: 100% der Menschen

  • Müdigkeit reduziert Aufmerksamkeit um 50%
  • Stress verschlechtert Entscheidungsfähigkeit
  • Multitasking reduziert Effizienz um 40%
  • Ablenkung erhöht Fehlerrate um 200%

Konkrete Business-Cases

Ein Rechtsanwalt berichtet:

"Nach der Barrierefreiheits-Optimierung haben wir 30% mehr Mandatsanfragen. Viele ältere Mandanten finden uns jetzt einfacher und vertrauen uns mehr, weil alles klar strukturiert ist."

Eine Steuerberaterin erzählt:

"Unsere neue, einfache Website hat die Telefon-Nachfragen halbiert. Mandanten finden die Infos jetzt selbst. Das spart uns Zeit und macht die Mandanten zufriedener."

Ein Onlineshop-Betreiber:

"Seit wir barrierefrei sind, haben wir 25% weniger Warenkorbabbrüche. Die einfache Navigation hilft allen – nicht nur Menschen mit Behinderungen."

Barrierefreiheit ist UX auf höchstem Niveau

Barrierefreies Design ist kein technischer Extraaufwand. Es ist die konsequente Anwendung guter UX-Prinzipien:

Die 5 UX-Grundprinzipien

1. Klarheit

  • Eindeutige Labels und Beschriftungen
  • Konsistente Begriffe verwenden
  • Wichtige Informationen hervorheben
  • Unwichtiges weglassen

2. Struktur

  • Logische Seitenarchitektur
  • Klare Überschriften-Hierarchie
  • Zusammengehöriges gruppieren
  • Sinnvolle Tab-Reihenfolge

3. Vorhersehbarkeit

  • Navigation funktioniert überall gleich
  • Links verhalten sich konsistent
  • Formulare folgen Standards
  • Keine überraschenden Änderungen

4. Rückmeldung

  • Klare Erfolgsmeldungen
  • Hilfreiche Fehlernachrichten
  • Sichtbare Lade-Zustände
  • Bestätigung für wichtige Aktionen

5. Vertrauen

  • Professionelles, durchdachtes Design
  • Keine Barrieren oder Frustrationen
  • Zuverlässige Funktionen
  • Respekt für alle Nutzer

Das Ergebnis: Eine Website, die nicht nur funktioniert, sondern begeistert.

Praktische Umsetzung: Schritt für Schritt

Phase 1: Quick Wins (1-2 Wochen)

HTML-Grundlagen optimieren:

  • Alle Bilder mit Alt-Text versehen
  • Überschriften-Struktur prüfen (H1 → H2 → H3)
  • Link-Texte aussagekräftig machen
  • Formular-Labels ergänzen

Tastatur-Navigation testen:

  • Alle Seiten nur mit Tastatur durchgehen
  • Fokus-Reihenfolge prüfen
  • Skip-Links zur Hauptnavigation hinzufügen
  • Versteckte Elemente richtig ausblenden

Kontraste prüfen:

  • Tool: WebAIM Contrast Checker
  • Mindestens 4,5:1 für normalen Text
  • Mindestens 3:1 für großen Text (18px+)
  • Auch Buttons und Icons prüfen

Phase 2: Struktur verbessern (2-4 Wochen)

Semantisches HTML:

  • Landmark-Elemente verwenden (<nav>, <main>, <aside>)
  • Listen für Navigation und Aufzählungen
  • Buttons für Aktionen, Links für Navigation
  • Richtige Formular-Elemente verwenden

Content-Optimierung:

  • Komplexe Sätze aufteilen
  • Fachbegriffe erklären
  • Zwischenüberschriften einfügen
  • Zusammenfassungen bei langen Texten

Interaktions-Design:

  • Klickbereiche vergrößern (min. 44x44px)
  • Hover- und Focus-Zustände definieren
  • Timeout-Warnungen einbauen
  • Fehlerbehandlung verbessern

Phase 3: Feinschliff (4-8 Wochen)

Erweiterte Features:

  • Sprunglinks zu Inhalten
  • Breadcrumb-Navigation
  • Suchfunktion optimieren
  • Mobile Optimierung vertiefen

Testing und Validation:

  • WAVE-Tool für automatische Checks
  • Screenreader-Tests (NVDA, VoiceOver)
  • Echte Nutzer-Tests organisieren
  • BITV/WCAG-Audit beauftragen

Dokumentation:

  • Barrierefreiheits-Erklärung erstellen
  • Feedback-Möglichkeiten anbieten
  • Team-Schulungen durchführen
  • Wartungs-Prozesse definieren

Tools und Ressourcen

Kostenfreie Test-Tools

Automatische Tests:

  • WAVE (Browser-Erweiterung): Schneller Überblick
  • axe DevTools: Detaillierte Entwickler-Infos
  • Lighthouse: Google-Tool in Chrome integriert
  • Pa11y: Kommandozeilen-Tool für Entwickler

Manuelle Tests:

  • Color Oracle: Farbenblindheit simulieren
  • WebAIM Contrast Checker: Kontraste prüfen
  • Hemingway Editor: Textverständlichkeit testen
  • Screenreader: NVDA (Windows), VoiceOver (Mac)

Professionelle Services

BITV-Test: Offizieller Test für deutsche Standards WCAG-Audit: Internationale Zertifizierung Benutzer-Tests: Mit echten Menschen mit Behinderungen Schulungen: Für Entwickler und Content-Teams

Rechtliche Beratung

Spezialisierte Anwälte: IT-Recht mit Accessibility-Fokus Bundesfachstelle Barrierefreiheit: Kostenlose Beratung für Kleinstunternehmen Branchenverbände: Oft eigene Leitfäden verfügbar

Die wirtschaftlichen Aspekte

Kosten der Umsetzung

Website-Neuentwicklung:

  • Barrierefreiheit von Anfang an: +10-20% Mehraufwand
  • Nachträgliche Anpassung: +50-100% der ursprünglichen Kosten
  • Professional Audit: 2.000-10.000€ je nach Umfang

Laufende Kosten:

  • Redaktions-Schulungen: 500-2.000€ einmalig
  • Tool-Lizenzen: 100-500€ pro Jahr
  • Wartung: +20% Aufwand für Content-Updates

ROI-Berechnung

Größere Zielgruppe:

  • 20% mehr potenzielle Kunden durch bessere Zugänglichkeit
  • 15% mehr ältere Nutzer durch einfachere Bedienung
  • 10% mehr mobile Nutzer durch bessere Performance

Bessere Conversion:

  • 25% weniger Warenkorbabbrüche durch klarere UX
  • 30% mehr Kontaktanfragen durch verständliche Formulare
  • 40% weniger Support-Anfragen durch selbsterklärende Inhalte

Rechtssicherheit:

  • Vermeidung von Bußgeldern (bis 100.000€)
  • Schutz vor Abmahnungen
  • Positive PR durch Inklusions-Engagement

Beispielrechnung für einen Onlineshop:

Investition: 15.000€ (Optimierung + Audit)
Jährlicher Mehrumsatz: 50.000€ (20% mehr Kunden)
Kostenersparnis: 10.000€ (weniger Support)
ROI im ersten Jahr: 300%

Häufige Mythen und Missverständnisse

Mythos 1: "Barrierefreiheit macht Websites hässlich"

Die Wahrheit: Barrierefreie Websites sind oft schöner, weil sie klarer und strukturierter sind.

Beispiele gelungener barrierefreier Designs:

  • Apple.com: Minimalistisch, klar, vollständig barrierefrei
  • Aktion Mensch: Farbenfroh und barrierefrei
  • Gov.uk: Staatliche Website mit preisgekröntem, barrierefreiem Design

Mythos 2: "Das interessiert nur Entwickler"

Die Wahrheit: Barrierefreiheit ist ein Team-Sport.

Wer betroffen ist:

  • Designer: Farbkontraste, Schriftgrößen, Layouts
  • Texter: Verständliche Sprache, Alt-Texte, Struktur
  • Marketing: Inklusive Bildsprache, diverse Zielgruppen
  • Management: Rechtliche Compliance, Budgetplanung
  • Kundensupport: Feedback-Kanäle, Hilfestellungen

Mythos 3: "Barrierefreiheit verhindert Innovation"

Die Wahrheit: Inklusive Innovation ist nachhaltiger.

Beispiele für inklusive Innovationen:

  • Sprachsteuerung: Ursprünglich für motorische Einschränkungen, heute überall
  • Untertitel: Für Hörgeschädigte entwickelt, jetzt Standard bei Videos
  • Touchscreens: Vereinfachen Bedienung für alle
  • Voice-over: Heute in jedem Smartphone standard

Mythos 4: "Das können wir später machen"

Die Wahrheit: Nachträgliche Barrierefreiheit ist teurer und schlechter.

Warum von Anfang an besser ist:

  • Günstiger in der Entwicklung
  • Bessere Integration in Design und UX
  • Weniger nachträgliche Kompromisse
  • Frühere Rechtssicherheit

Zukunftsausblick: Was kommt nach 2025?

WCAG 2.2 und 3.0

Die EN 301 549 wird künftig auf WCAG 2.2 aktualisiert, die sechs zusätzliche Anforderungen enthält:

Neue Anforderungen in WCAG 2.2:

  • Bessere Unterstützung für mobile Geräte
  • Klarere Regeln für Drag & Drop
  • Verbesserte Hilfetext-Standards
  • Strengere Regeln für wiederholende Inhalte

WCAG 3.0 (in Entwicklung):

  • Modularer Aufbau statt Level-System
  • Bessere Testbarkeit
  • Mehr Flexibilität bei der Umsetzung
  • Fokus auf Nutzer-Outcomes statt technische Compliance

Erweiterte Anwendungsbereiche

KI und Automatisierung:

  • Chatbots müssen barrierefrei werden
  • AI-generierte Inhalte brauchen Alt-Texte
  • Voice Interfaces werden wichtiger
  • Automatische Untertitel-Generierung

IoT und Smart Devices:

  • Sprachsteuerung als Standard
  • Haptisches Feedback
  • Größere, klarere Displays
  • Einfachere Bedienung

Internationale Entwicklungen

EU-weite Harmonisierung:

  • Einheitliche Standards in allen EU-Ländern
  • Grenzüberschreitende Durchsetzung
  • Gemeinsame Zertifizierungen

Globale Trends:

  • UN-Behindertenrechtskonvention als Basis
  • Ähnliche Gesetze in USA (ADA), Kanada, Australien
  • Internationaler Handel erfordert globale Standards

Fazit: Zugänglichkeit ist kein Extra – sondern Standard

Wenn du willst, dass deine Website wirkt, muss sie nutzbar sein. Nicht nur für die Idealbesucher, sondern für alle, die auf sie treffen.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  1. Barrierefreiheit ist Pflicht geworden: Ab 29. Juni 2025 müssen betroffene Websites WCAG 2.1 Level AA erfüllen
  2. Es betrifft mehr Unternehmen als gedacht: Auch viele Kleinstunternehmen fallen unter das BFSG
  3. Kontrast allein reicht nicht: Echte Barrierefreiheit umfasst UX, Content und Technik
  4. Es lohnt sich finanziell: Größere Zielgruppe, bessere Conversion, Rechtssicherheit
  5. Von Anfang an ist günstiger: Nachträgliche Anpassungen kosten das Doppelte

Barrierefreiheit beginnt nicht beim Kontrast. Sie beginnt beim Mitdenken. Beim Hinterfragen. Beim Umsetzen.

Deine nächsten Schritte:

  1. BFSG-Check: Fällt deine Website unter das Gesetz?
  2. Quick-Audit: WAVE-Tool über deine wichtigsten Seiten laufen lassen
  3. Tastatur-Test: Versuche, deine Website nur mit der Tastatur zu bedienen
  4. Prioritäten setzen: Startseite und wichtigste Conversion-Seiten zuerst
  5. Professionelle Beratung: Bei Unsicherheit frühzeitig Experten einbeziehen

Und vergiss nicht: Menschen mit Einschränkungen sind nicht deine Nebenzielgruppe. Sie sind potenzielle Kunden, die bereit sind zu kaufen – wenn du ihnen den Zugang ermöglichst.

Denn in einer digitalen Welt ist Barrierefreiheit nicht nur ein Gesetz. Es ist ein Wettbewerbsvorteil.

Wer heute barrierefrei baut, baut für die Zukunft. Für alle Menschen. Für nachhaltigen Erfolg.

Ich entwickle Websites, die wirklich für alle funktionieren – nicht nur für die, die schon alles richtig machen. Websites, die das neue BFSG nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Weil echte Inklusion mehr ist als Gesetzes-Compliance.


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