Veröffentlicht am 06. Juni 2025

Benny Schey
Gastronomie-Websites: Warum 90% der Restaurant-Websites Gäste vergraulen (und wie du es besser machst)
Du kennst das: Du suchst nach einem Restaurant für heute Abend, findest eine Website und willst sofort wieder weg. Winzige Schrift, keine Speisekarte, kein Preis weit und breit – und die Telefonnummer versteckt sich irgendwo im Impressum.
Die harte Wahrheit: Die meisten Gastronomie-Websites sind ein Desaster. Dabei ist es gar nicht so schwer, eine Website zu bauen, die tatsächlich Gäste bringt statt sie zu vertreiben.
Wenn du ein Restaurant, Café oder eine Bar betreibst, zeige ich dir hier, worauf es wirklich ankommt. Ohne Marketing-Blabla, dafür mit konkreten Beispielen und sofort umsetzbaren Tipps.
Das Hauptproblem: Restaurant-Websites denken nicht wie Gäste
Die meisten Gastronomen bauen ihre Website wie eine Visitenkarte: schön anzuschauen, aber völlig nutzlos für den Besucher. Dabei haben Menschen, die nach einem Restaurant suchen, ganz klare Bedürfnisse:
- Was gibt es zu essen? (und was kostet es?)
- Wann habt ihr offen?
- Wo seid ihr genau?
- Wie kann ich reservieren?
- Sieht das Lokal einladend aus?
Klingt banal? Dann schau dir mal zehn Random-Restaurant-Websites an. Du wirst staunen, wie viele diese Basics völlig ignorieren.
Die 5 kritischen Elemente jeder Gastronomie-Website
1. Speisekarte und Preise – sichtbar und aktuell
Das Problem: Unzählige Restaurants verstecken ihre Speisekarte hinter Downloads, zeigen nur Auszüge oder – noch schlimmer – gar keine Preise.
Die Lösung: Vollständige Speisekarte mit allen Preisen, direkt auf der Website. Punkt.
"Aber dann gehen die Leute wegen der Preise nicht hin!" – Quatsch. Wenn jemand deine Preise zu hoch findet, kommt er sowieso nicht. Transparenz schafft Vertrauen und spart beiden Seiten Zeit.
Konkrete Umsetzung:
- Speisekarte als eigener Menüpunkt
- Alle Gerichte mit Preisen
- Mobile optimiert (nicht als PDF!)
- Allergene und vegane Optionen kennzeichnen
- Regelmäßig aktualisieren
Beispiel aus der Praxis: Ein italienisches Restaurant in München hat seine Umsätze um 35% gesteigert, nachdem sie ihre komplette Speisekarte online gestellt haben. Vorher hatten Gäste täglich angerufen und nach Preisen gefragt – jetzt reservieren sie direkt online.
2. Öffnungszeiten – prominent und korrekt
Das Problem: Öffnungszeiten stehen im Footer, sind veraltet oder unvollständig. Feiertage? Betriebsurlaub? Fehlanzeige.
Die Lösung: Öffnungszeiten gut sichtbar auf jeder Seite, immer aktuell.
Was gehört dazu:
- Aktuelle Öffnungszeiten für jeden Tag
- Besondere Zeiten (Küche, Bar, Terrasse)
- Feiertage und Betriebsurlaub
- Hinweise auf Änderungen
- Integration mit Google My Business
Pro-Tipp: Nutze strukturierte Daten für Öffnungszeiten. Google zeigt sie dann direkt in den Suchergebnissen an.
<script type="application/ld+json">
{
"@context": "https://schema.org",
"@type": "Restaurant",
"openingHours": [
"Mo-Do 17:00-23:00",
"Fr-Sa 17:00-24:00",
"So geschlossen"
]
}
</script>
3. Reservierung – so einfach wie möglich
Das Problem: Komplizierte Reservierungssysteme, versteckte Telefonnummern oder gar keine Möglichkeit zur Reservierung.
Die Lösung: Multiple, einfache Wege zur Reservierung anbieten.
Möglichkeiten nach Priorität:
- Online-Reservierung: OpenTable, Resy oder ähnliche Systeme
- Telefon: Große, klickbare Nummer (für mobile Nutzer)
- WhatsApp Business: Besonders für spontane Anfragen
- E-Mail: Als Backup-Option
Wichtig: Der Reservierungs-Button muss auf jeder Seite sichtbar sein. Header, Footer oder als schwebender Button.
4. Atmosphäre zeigen – authentische Bilder
Das Problem: Stock-Fotos, schlecht beleuchtete Handy-Bilder oder gar keine Bilder.
Die Lösung: Professionelle, authentische Fotos von Essen, Räumlichkeiten und Atmosphäre.
Was du brauchst:
- Signature-Gerichte: 5-10 professionelle Food-Fotos
- Ambiente: Innenraum, Terrasse, Bar
- Menschen: Gäste beim Essen (mit Einverständnis)
- Details: Weinauswahl, offene Küche, besondere Features
Budget-Tipp: Ein guter Food-Fotograf kostet 500-1.500€ für einen halben Tag. Das ist gut investiertes Geld – diese Bilder nutzt du jahrelang für Website, Social Media und Print.
5. Location und Anfahrt – findbar sein
Das Problem: Unvollständige Adresse, keine Wegbeschreibung, versteckte Parkinfos.
Die Lösung: Alle praktischen Infos zur Anfahrt und zum Ort.
Must-haves:
- Vollständige Adresse
- Eingebettete Google Maps
- Parkplatz-Situation
- ÖPNV-Anbindung
- Besonderheiten (Hintereingang, 2. Stock etc.)
Die größten Fehler bei Gastronomie-Websites
Fehler #1: PDF-Speisekarten
Warum das schlecht ist: PDFs sind auf mobilen Geräten eine Katastrophe. Zoomen, scrollen, laden – pure Qual.
Besser: HTML-Speisekarte, die auf allen Geräten perfekt funktioniert.
Fehler #2: Autoplay-Musik oder -Videos
Warum das schlecht ist: Nervt jeden Besucher und sorgt für sofortiges Wegklicken.
Besser: Videos mit Vorschaubild, die der Nutzer selbst startet.
Fehler #3: Zu viel Text, zu wenig Information
Beispiel für schlechten Text:
"Unser familiengeführtes Restaurant verwöhnt Sie seit 1987 mit authentischen italienischen Spezialitäten in einem gemütlichen Ambiente, das keine Wünsche offen lässt..."
Besser:
Italienische Küche seit 1987 Frische Pasta, wood-fired Pizza, extensive Weinauswahl Reservierung: 089/123456
Fehler #4: Versteckte Kontaktdaten
Das Problem: Telefonnummer nur im Impressum, E-Mail als Grafik, keine WhatsApp.
Besser: Kontakt-Button in der Navigation, alle Kanäle auf einen Blick.
Fehler #5: Veraltete Informationen
Häufige Probleme:
- Alte Speisekarten
- Falsche Öffnungszeiten
- Veraltete Preise
- Nicht mehr aktuelle Aktionen
Lösung: Feste Termine für Website-Updates (mindestens monatlich).
Mobile First ist bei Gastronomie Pflicht
74% aller Restaurant-Suchen passieren auf dem Smartphone. Trotzdem sind viele Gastronomie-Websites auf mobilen Geräten kaum nutzbar.
Mobile Optimierung bedeutet:
Schnelle Ladezeiten
- Bilder komprimieren
- Unnötige Plugins entfernen
- Gutes Hosting nutzen
Ziel: Unter 3 Sekunden Ladezeit, besser unter 2.
Touch-optimierte Navigation
- Große, gut klickbare Buttons
- Einfache Menü-Struktur
- Wichtige Infos sofort sichtbar
Klickbare Kontaktdaten
<!-- Telefonnummer direkt anrufbar -->
<a href="tel:+4989123456">089 / 123456</a>
<!-- Adresse öffnet Maps -->
<a href="https://maps.google.com/?q=Musterstraße+1,+München">
Musterstraße 1, 80331 München
</a>
Local SEO: Gefunden werden wo es zählt
Gastronomie ist Local Business par excellence. Hier entscheidet Local SEO über Erfolg oder Misserfolg.
Google My Business optimieren
Basics:
- Vollständiges Profil mit allen Daten
- Regelmäßige Posts
- Auf Bewertungen antworten
- Aktuelle Fotos hochladen
Pro-Tipp: Google My Business zeigt auch deine aktuellen Gerichte. Nutze das für saisonale Specials oder Tagesgerichte.
Lokale Keywords nutzen
Statt: "Italienisches Restaurant" Besser: "Italienisches Restaurant München Schwabing"
Noch besser: "Pizza München Schwabing", "Pasta Lieferservice München"
Strukturierte Daten implementieren
Restaurant-spezifische Schema-Markup hilft Google, dein Angebot zu verstehen:
<script type="application/ld+json">
{
"@context": "https://schema.org",
"@type": "Restaurant",
"name": "Ristorante Bella Vista",
"servesCuisine": "Italian",
"priceRange": "€€",
"telephone": "+4989123456",
"address": {
"@type": "PostalAddress",
"streetAddress": "Musterstraße 1",
"addressLocality": "München",
"postalCode": "80331"
}
}
</script>
Online-Bestellungen und Lieferservice
Corona hat gezeigt: Wer keinen Online-Verkauf hat, verliert. Auch wenn das Phase vorbei ist – Take-Away und Lieferung bleiben wichtig.
Eigenes System vs. Plattform
Plattformen (Lieferando, Uber Eats):
- ✅ Sofort startklar
- ✅ Große Reichweite
- ❌ Hohe Provisionen (15-30%)
- ❌ Kein direkter Kundenkontakt
Eigenes System:
- ✅ Keine Provisionen
- ✅ Volle Kontrolle
- ✅ Eigene Kundendaten
- ❌ Aufwand für Setup und Marketing
Empfehlung: Beides nutzen. Plattformen für Reichweite, eigenes System für Stammkunden.
Online-Bestellung richtig umsetzen
Must-haves:
- Einfacher Bestellprozess (maximal 3 Schritte)
- Alle Zahlungsarten (PayPal, Karte, Bar)
- Lieferzeit-Anzeige
- Order-Status per SMS/WhatsApp
Bewertungen und Social Proof
Menschen vertrauen anderen Menschen mehr als Werbung. Bewertungen sind für Restaurants überlebenswichtig.
Bewertungen sammeln
Aktiv nach positiven Bewertungen fragen:
- Zufriedene Gäste direkt ansprechen
- QR-Code auf Tischaufsteller
- Follow-up per E-Mail nach Reservierung
Auf negative Bewertungen richtig reagieren:
- Schnell und professionell antworten
- Verständnis zeigen
- Lösung anbieten
- Ins Private weiterleiten
Social Proof auf der Website
Bewertungen einbinden:
- Google-Bewertungen automatisch anzeigen
- Ausgewählte Testimonials
- Aktuelle Bewertungsschnitte
Social Media Integration:
- Instagram-Feed einbetten
- Facebook-Bewertungen zeigen
- TripAdvisor-Badge nutzen
Content-Marketing für Restaurants
Eine gute Website ist nur der Anfang. Regelmäßiger, relevanter Content bringt neue Gäste und hält bestehende bei Laune.
Blog-Themen die funktionieren
Saisonale Inhalte:
- "5 perfekte Herbstgerichte bei uns"
- "Warum wir im Winter Trüffel verwenden"
- "Unsere Sommer-Cocktail-Karte"
Behind-the-Scenes:
- Porträt des Küchenchefs
- Lieferanten-Besuche
- Neue Gerichte in der Entwicklung
Lokaler Bezug:
- "Die besten Weine aus der Region"
- "Partnerschaften mit lokalen Produzenten"
- "Events in der Nachbarschaft"
E-Mail-Marketing
Newsletter-Inhalte:
- Neue Gerichte und Aktionen
- Events und Live-Musik
- Saisonale Highlights
- Exklusive Angebote für Abonnenten
Automatisierung:
- Willkommens-Serie für neue Abonnenten
- Geburtstags-Angebote
- Erinnerung an nicht eingelöste Gutscheine
Technische Basics für Gastronomie-Websites
Performance ist King
Warum das wichtig ist: Restaurants werden oft spontan gesucht. Jede Sekunde Ladezeit kostet Gäste.
Optimierung:
- Bilder komprimieren (WebP/Avif-Format nutzen)
- Caching aktivieren
- CDN für Bilder verwenden
- Unnötige Plugins entfernen
Sicherheit nicht vergessen
SSL-Zertifikat: Pflicht, besonders bei Online-Bestellungen
Backup-Strategie: Tägliche Backups der Website
Updates: WordPress, Plugins und Themes regelmäßig aktualisieren
DSGVO-Konformität
Cookie-Banner: Nur notwendige Cookies ohne Zustimmung
Datenschutz: Klare Datenschutzerklärung, besonders bei Newsletter und Reservierungen
Google Analytics: Nur mit korrekter Konfiguration und Datenschutzhinweis
Kosten und Budget: Was Gastronomie-Websites wirklich kosten
Einmalkosten
Basis-Website: 2.500 - 5.000€
- Design und Entwicklung
- Responsives Design
- Speisekarte-Integration
- Grundlegende SEO-Optimierung
Erweiterte Website: 5.000 - 10.000€
- Online-Reservierungssystem
- Bestellsystem für Take-Away
- Mehrsprachigkeit
- Extended Social Media Integration
Premium-Website: 10.000 - 20.000€
- Individuelle Funktionen
- Complex Booking Systems
- Integration in POS-Systeme
- Umfangreiche Performance-Optimierung
Laufende Kosten (monatlich)
- Hosting: 20-50€
- Wartung: 100-300€
- Content-Updates: 200-500€
- SEO/Marketing: 300-800€
ROI einer guten Website
Beispiel-Rechnung für ein Restaurant mit 100 Plätzen:
Mehr Online-Reservierungen: +20 Gäste/Monat Durchschnittsbon: 45€ Zusatzumsatz: 900€/Monat = 10.800€/Jahr
Take-Away-Bestellungen: +50 Bestellungen/Monat Durchschnittsbon: 25€ Zusatzumsatz: 1.250€/Monat = 15.000€/Jahr
Gesamt: 25.800€ zusätzlicher Jahresumsatz Investment: 5.000€ Website + 3.600€ jährliche Kosten ROI: 200% im ersten Jahr
Häufige Fragen und Antworten
"Brauche ich wirklich eine eigene Website? Reicht nicht Facebook?"
Nein. Social Media Plattformen sind toll für Marketing, aber sie ersetzen keine Website. Du brauchst einen digitalen Ort, den du komplett kontrollierst.
"Kann ich die Website selbst bauen?"
Technisch ja, aber... Deine Zeit ist besser in der Küche oder bei Gästen investiert. Eine professionelle Website zahlt sich langfristig aus.
"Wie oft muss ich die Website aktualisieren?"
Mindestens:
- Speisekarte: Bei jeder Änderung
- Öffnungszeiten: Sofort bei Änderungen
- News/Events: Wöchentlich
- Bilder: Monatlich neue Impressionen
"Welche Zahlungsarten sollte ich anbieten?"
Online-Bestellungen:
- PayPal (90% haben es)
- Kreditkarte (Visa, Mastercard)
- SEPA-Lastschrift
- Apple Pay/Google Pay
- Barzahlung bei Abholung
Checkliste: Deine Gastronomie-Website auf dem Prüfstand
Grundausstattung
- [ ] Vollständige Speisekarte mit Preisen online
- [ ] Aktuelle Öffnungszeiten prominent sichtbar
- [ ] Reservierungsmöglichkeit (online + Telefon)
- [ ] Vollständige Kontaktdaten und Anfahrt
- [ ] Professionelle Fotos von Essen und Ambiente
Mobile Optimierung
- [ ] Website lädt unter 3 Sekunden
- [ ] Alle Funktionen auf dem Smartphone nutzbar
- [ ] Telefonnummer und Adresse klickbar
- [ ] Navigation thumb-friendly
Local SEO
- [ ] Google My Business Profil vollständig
- [ ] Lokale Keywords in Texten
- [ ] Strukturierte Daten implementiert
- [ ] Bewertungen werden gesammelt und beantwortet
Content & Marketing
- [ ] Regelmäßige Updates (mindestens monatlich)
- [ ] Newsletter für Stammkunden
- [ ] Social Media Accounts verlinkt
- [ ] Blog mit relevanten Inhalten
Technisches
- [ ] SSL-Zertifikat aktiv
- [ ] Regelmäßige Backups
- [ ] DSGVO-konform
- [ ] Analytics eingerichtet
Fazit: Eine gute Website ist der beste Kellner
Eine professionelle Website arbeitet 24/7 für dein Restaurant. Sie nimmt Reservierungen entgegen, präsentiert deine Küche und überzeugt Gäste zu kommen – auch wenn du schläfst.
Die Investition in eine durchdachte Gastronomie-Website rechnet sich schon im ersten Jahr. Nicht durch Marketing-Zauber, sondern durch ganz praktische Verbesserungen: mehr Reservierungen, weniger Anrufe wegen Basics, zufriedenere Gäste.
Klartext: Wenn deine Website die Basics nicht erfüllt – vollständige Speisekarte, klare Öffnungszeiten, einfache Reservierung – verlierst du täglich potenzielle Gäste an die Konkurrenz.